EMA
ALBANIEN
20 JAHRE
„Meine Hoffnung
für den Westbalkan ist,
dass wir eine Zukunft aufbauen, die auf den Werten des Zusammenlebens,
der Toleranz, des Respekts vor Vielfalt und der Versöhnung basiert.“
Ema könnte eine archetypische 20-jährige Frau sein, die ihre ehrgeizige Karriere und Träume parallel zu ihrem Studium an der Medizinischen Universität von Tirana verfolgt. Stattdessen tut sie all das – und arbeitet zudem seit fast einem Jahrzehnt als Jugendaktivistin. Ema erhebt regelmäßig ihre Stimme, um nicht nur ihre eigenen Träume und Hoffnungen für ihre Zukunft in Albanien zu verwirklichen, sondern auch die anderer, die vielleicht bereits aufgegeben haben.
Emas umfangreiches Engagement begann mit einem Projekt von „Save the Children“ namens „Underadio“. Dabei handelte es sich um die erste Webradio-Plattform für und von Kindern, auf der junge Teilnehmer ermutigt wurden, über Themen zu sprechen, die sie in Schulen, Familien und Gemeinschaften betreffen. Rückblickend war die Erkenntnis, dass ihre Stimme von Autoritätspersonen tatsächlich gehört wird, der Anfang von Emas heutigem Einsatz für Menschenrechte.
Ihre weiteren Erfolge führten sie zu ihrem jüngsten Meilenstein: Ema wurde aus über 4600 jungen Menschen aus der ganzen Welt als Leading Minds Climate Fellow ausgewählt, um UNICEF Innocenti – Global Office of Research and Foresight – bei der Entwicklung wegweisender Forschungsprojekte zu Klimadurchbrüchen zu unterstützen und die diesjährige Leading Minds-Konferenz zur Klimapolitik mitzuorganisieren.
Neben ihrem Aktivismus verfolgt Ema ein Studium der Humanmedizin. Hier treffen ihr politisches und persönliches Leben aufeinander. Um ihr Diplom zu erhalten, müssen angehende Ärzte nach dem Abschluss noch einige Jahre in Albanien bleiben. Dies ist eine von mehreren Strategien, mit denen Albanien auf eine große Herausforderung der Region reagiert: die Abwanderung junger Menschen.
Drei Viertel der albanischen Bevölkerung sind unter 35 Jahre alt, sodass die Zukunft der Region in den Händen der jetzigen Generation liegt. Gleichzeitig wandern viele junge Fachkräfte in wohlhabendere Gesellschaften ab, in der Hoffnung, dort bessere Bildungssysteme, berufliche Chancen und eine bessere Zukunft für ihre Familien zu finden.
Deshalb ist der Berliner Prozess ein Hoffnungsträger. Nicht nur für Ema, sondern für viele Menschen in Albanien. Teil der europäischen Familie zu werden, ist ein lang gehegter gesellschaftlicher Traum, denn Veränderungen innerhalb des Systems sind eng mit der Anpassung an europäische Werte und Visionen verknüpft. Im Laufe der Jahre hat Albanien bereits viele Entwicklungsverbesserungen in den Bereichen Infrastruktur, Bildung, Gesetzgebung, aber auch in der Denkweise der Menschen erlebt. Doch der Grundwert der lokalen Kultur wird immer dieser bleiben: Respekt.
Albanien ist eine der wenigen Gesellschaften, in denen religiöse Harmonie wirklich gelebt wird. Ema zitiert den berühmten albanischen Dichter Pashko Vasa, der einmal sagte: „Albaniens Religion ist Albanien.“ Das bedeutet nichts anderes, als dass Christen, Muslime, Orthodoxe und Katholiken hier sicher und respektvoll zusammenleben. Rückblickend auf ihre Kindheit sagt Ema, dass ihr Aktivismus auf den Lektionen beruht, die ihre Eltern ihr als Vorbilder gegeben haben, und auf der Einheit Albaniens in der Vielfalt der Gedanken, Religionen und Glaubensrichtungen, mit denen Ema von klein auf konfrontiert wurde.
Auf die Frage, welche Botschaft sie ihren Mitmenschen mitgeben möchte, lautet sie: „Sprechen Sie immer Ihre Meinung. Beteiligen Sie sich aktiv an Gesprächen über die Themen, die Sie betreffen, ändern Sie den Status quo und entwickeln Sie Lösungen, die allen zugute kommen. Nicht nur, damit wir uns eine bessere Zukunft sichern können, sondern vor allem, um sicherzustellen, dass zukünftige Generationen in einer widerstandsfähigeren, sichereren und grüneren Gesellschaft leben. In einer besseren Welt, in der bürgerliche Gleichheit nicht nur ein Wort, sondern eine blühende Realität ist. Wir haben die Macht, die Erzählung zu ändern.“